Bist Du auch schon mal einer Lüge aufgesessen? Ich meine nicht eine kleine, sondern eine, an die die ganze Welt glaubte?
So wie zum Beispiel der Spinatlüge? Dank der ganze Generationen von Kindern mit Spinat gequält wurden?
Nun, das war eigentlich keine Lüge, nur ein kleiner Kommafehlerirrtum. Der Urheber wollte nicht betrügen.
Ein ganz anderer Fall ist die sogenannte "Ancel Keys-Lüge".
Die fiel mir wieder ein, als ich letzthin in einer medizinischen Fachzeitschrift las, dass Statine in Fachkreisen kontrovers diskutiert werden. (Statine sind Cholesterinsenker).
Dabei gibt es nichts kontrovers zu diskutieren, wenn man weiß, was dahinter steckt.
Und die Folgen davon kennt:
Die Tatsache, dass in der Kalkablagerung (Plaques) Cholesterin zu finden ist, hat die Ärzte fünfzig Jahre lang an der Nase herumgeführt, angeleitet durch die Ancel-Keys-Lüge.
Und die Pharmaindustrie tut das Ihrige, dass Statine so häufig verschrieben werden.
Statine sind ein sehr lukratives Geschäft.
Es ist gefährlich, den Cholesterinspiegel künstlich zu senken.
Cholesterin ist ein wichtiger Bestandteil der Zellmembranen.
Gesenkter Cholesterinspiegel behindert den Nahrungstransport und die Kommunikation zwischen den Organen.
Aber auch die Rezeptoren der Neurotransmitter im Gehirn, die für unsere geistige und körperliche Reaktionsgeschwindigkeit zuständig sind, werden beschädigt.
Wie kam es nun dazu, dass so viele Statine verschrieben werden?
Obwohl sie gefährlich und darüber hinaus nutzlos sind?
Die Ursache ist die angedeutete Lüge.
Eine Lüge, die unter dem Begriff „Ancel Keys Lüge" bekannt wurde.
Ancel Keys war ein bedeutender amerikanischer Ernährungswissenschaftler, der unter anderem die Wirkung der Nahrungsfette auf die koronaren Herzerkrankungen erforschte.
Aufgrund seiner Forschungen hat er einen Zusammenhang zwischen Nahrungsfettkonsum und Mortalität hergestellt. Sein Dictum:
Die Gleichung ist falsch, aber Journalisten und halbwissenschaftliche Autoren stürzten sich auf das Thema.
Denn es bot den Schreibern und Rednern unendliche Möglichkeiten, sich in Szene zu setzen..
Immer und immer wieder erschienen Artikel über dieses Thema in Zeitschriften, am Radio, im Fernsehen und so hat sich diese „Wahrheit“ über lange Zeit in die Köpfe der Menschen eingebrannt (Keys' Studien stammen aus ... den 50er Jahren !!!).
Wie groß sein Aufstieg mit anschließendem Fall ist, zeigt seine Geschichte.
Er war von seiner Arbeit im Zeitpunkt der Publikation voll überzeugt, er wollte also nicht betrügen.
Erst die folgenden Ereignisse haben ihn zu einem Betrüger gemacht:
Ein italienischer Kollege machte ihn darauf aufmerksam, dass in seiner Heimatstadt Neapel Herzerkrankungen praktisch unbekannt sind, obwohl in der neapolitanischen Küche reichlich Fett verwendet wird.
Aufgeschreckt durch die Erkenntnis, dass er seine wissenschaftliche Arbeit nur auf der Basis einer lokal begrenzten Bevölkerungsgruppe der USA erstellt hatte, nahm er 22 Länder unter die Lupe.
Dann begann sein Betrug:
Diese Studie bestätigte das Resultat seiner ursprünglichen, regional in den USA erarbeitet, überhaupt nicht.
Sein Ruhm basierte auf der ursprünglichen Studie. Unmöglich, er konnte diese Studie jetzt nicht als falsch deklarieren.
Also was tun?
Er suchte sich die Länder aus den 22 Ländern raus, die seine These bestätigen und fand 7 Länder. Die publizierte er jetzt als die 7-Länder Studie.
Die Resultate der anderen Länder, die seiner Studie widersprachen, hat er einfach verschwinden lassen.
Dadurch wurde Fett zunächst in seinem Heimatland, den USA zu einem mächtigen Marketinginstrument der Lebensmittelindustrie.
Die Folgen der fettarmen Ernährung
Der Kampf gegen Fette wurde das A und O der Lobbyisten der Nahrungsmittelindustrie.
In der Folge entstanden Light Produkte, aber die schmeckten fürchterlich.
Die Lösung: Zucker. Die "Light-Produkte" sind vollgestopft mit Zucker.
Zucker begünstigt Fettleibigkeit mehr als Fett!
Von 1965 bis 2011 sank der Anteil der Fette in der Ernährung von 45% auf 34%.
Sie wurden ersetzt durch Kohlenhydrate (Zucker, Brot, Nudeln usw.), deren Anteil von 39% auf 51% stieg.
Das Ergebnis ist mittlerweile überall sichtbar: Übergewicht, Übergewicht, nochmals Übergewicht und damit auch Diabetes.
Der Prozentsatz der übergewichtigen Menschen ist in den USA in 20 Jahren von 42% auf 66% gestiegen.
Stell Dir das vor, mehr als jeder zweite in den USA ist übergewichtig!!
In Europa, in der die „Fettarm-Welle“ erst später rüber schwappte, hat sich die Obesität auf 25% der Bevölkerung verdoppelt.
Dr. Vincent Reliquet, ein französischer Ernährungswissenschaftler, empfiehlt sarkastisch:
„Weniger Fett essen ist eine Garantie, dick und krank zu werden!“
Dabei wissen wir schon lange aus anderen Studien, die allerdings nicht von Schreiberlingen aufgegriffen wurden, folgendes:
Nach vier Jahren Follow-up hatten Patienten, die sich an die Mittelmeerdiät hielten, ihr Risiko im Vergleich zu einer Kontrollgruppe für weitere kardiovaskuläre Komplikationen um 50 bis 70% reduziert! »
Hier also die Schlussfolgerung:
Eine fettarme Kost ist gesundheitlich schädlich.
Aber wohlgemerkt, ich spreche ausschließlich von "guten Fetten".
Was heißt jetzt „gute Fette“?
1. Transfette.
Mit einem Wort:
Müll, den wir in Keksen, Gebäck, Fertigmahlzeiten und Industriebrot, Margarinen usw. finden. (Transfette gelten als eine Ursache für einen zu hohen Cholesterinspiegel).
2. Gesättigte Fettsäuren
tierischen Ursprungs (Butter, Sahne, Schmalz oder Schweinefett, Schmand, Talg- oder Rinderfett, Gänsefett, Entenfett usw.) oder pflanzliches Fett (Kokosöl, Palmöl) . . .
sind NICHT schlecht, aber auch nicht besonders gut.
Zwei Studien, die in renommierten medizinischen Fachzeitschriften (dem American Journal of Clinical Nutrition und dem British Medical Journal veröffentlich wurden, überprüften alle Daten zu diesem Thema und kamen zu dem gleichen Schluss: Gesättigte Fette sind für das Herz nicht gefährlich.
Tatsächlich sind gesättigte Fette recht unempfindlich gegenüber Oxidation, was sie sehr haltbar und hitzestabil macht. Es entstehen beim Erhitzen weniger krebserregende Verbindungen.
3. Mehrfach ungesättigte Fettsäuren (insbesondere Omega-3 und -6), sind sehr gesund.
Omega-3 und Omega-6 sind sogenannte essenzielle Fettsäuren.
Aus neueren Studien kristallisiert sich auch heraus, dass die beiden Säuren miteinander interagieren und dass es ein optimales Verhältnis zwischen beiden gibt, bei dem sie ihre Wirkung am besten entfalten.
Dieses optimale Verhältnis scheint 1 zu 4 zu sein, d.h. 1 Teil Omega-3 für 4 Teile Omega-6.
Bei unserer Ernährungsweise in Europa liegt das Verhältnis aber eher bei 1 zu 20, weil Omega-6 vor allem in Fleisch, tierischen Fetten, in Geflügel, Butter, Eiern, Käse und in vielen kostengünstigen Ölen wie Sonnenblumen-, Distel-, Maiskeim-, Sesam-, und Weizenkeimöl und damit auch in Frittiertem usw. enthalten ist.
Dagegen sindOmega-3-Fettsäuren in fetthaltigen Fischen, Olivenöl, Flachs, Rapsöl, Nüssen und Samen enthalten.
Es geht also darum, ein ausgewogenes Verhältnis von Omega-3 zu Omega-6 Fettsäuren zu erreichen.
Ein Franzose in der Nähe von Toulon erzählte mir einmal, dass er jeden Morgen einen Suppenlöffel Olivenöl zu sich nehme und er sei beileibe nicht der Einzige. Instinktiv verbessert er also das schlechte 1 zu 20 Verhältnis.
Das zur Zeit bestehende Ungleichgewicht hat Folgen für unsere Gesundheit:
Deshalb musst Du anstreben, ein gutes Gleichgewicht zwischen Omega-3 und Omega-6 herzustellen.
Keine Fertigprodukte, wenig Fleisch, keine billigen Öle, dafür Lein-, Raps-, Hanf- und Olivenöl verwenden.
Ich bevorzuge Olivenöl sowie zum Braten wie auch für Salatsoßen.
Denn Leinöl verträgt praktisch überhaupt keine Hitze, sollte also nur kalt gegessen werden, z.B. in Salatsoßen . . .
. . . Rapsöl verträgt maximal 160°C.
Dagegen kann Olivenöl schadlos bis 180°C erhitzt werden und ist damit fürs normale Braten geeignet.
Olivenöl ist für mich das Universalöl, denn gerade bevor es anfängt zu rauchen, hat es die ideale Brattemperatur.
Bei speziellen Gelegenheiten hingegen, wenn besonders scharf angebraten werden soll, verwende ich Kokosnussöl.
Habe ich dich zu sehr deprimiert?
Dann möchte ich mit einer optimistischen Bemerkung schließen.
Denn nach Jahren von gewaltiger Lobbyarbeit verschiedenster Interessengruppen (eine andere solcher Interessengruppen ist die Milchlobby, über die dann ausführlich in einem anderen Beitrag) scheinen sich die Dinge jetzt in die richtige Richtung zu bewegen.
In Schweden zum Beispiel veröffentlichten Experten des „Council for Health Technology Assessment“ einen Bericht mit dem Titel "Nutritional Treatment for Obesity".
Der rehabilitiert kohlenhydratarme Ernährung zur Gewichtsreduktion (man sollte solche Kohlenhydrate mit einem niedrigen glykämischen Index wie Süßkartoffeln, Linsen, rote und weiße Bohnen und Basmatireis anstelle von Brot und Kartoffeln verwenden).
Auch in Frankreich ändern sich die Empfehlungen.
Nach Jahren der Empfehlung von Kohlenhydraten und der Begrenzung von Fett empfiehlt das „French National Health Nutrition Program“ (PNNS) seit kurzem, sich Oliven-, Raps- und Nussölen zuzuwenden.
Leinsamen- oder Sojaöl kann ebenfalls verwendet werden. Nur, in welcher Dosis?
Die spezialisierte Website „La nutrition.fr“ empfiehlt, 2 bis 4 Portionen Fett pro Tag einzunehmen.
Bei Ölivenöl also 2 bis 4 Esslöffel pro Tag. Dies sei die Dosis für eine ausgewogene Ernäh-rungsweise mit etwas mehr als 15% Fett.
Auch die „Deutsche Gesellschaft für Ernährung“ hat die empfohlene Zufuhr von Fett im Jahre 2000 überarbeitet.
Sie gibt klare Empfehlungen in einer ausführlichen Tabelle für jede Altersgruppe, wieviel Linolsäure (Omega-6) und Alpha-Linolsäure (Omega-3) zu sich genommen werden sollte.
Ich beobachte auch, dass immer mehr neue Publikationen erscheinen, die Fett zurück an die Stelle rücken, an die Fett gehört.
Der Schaden, den Ancel Keys angerichtet hat, heilt langsam aus.
ÜBER DEN AUTOR
Sonja Gereshauser
Sonja Gereshauser ist als Krankenpflegerin ausgebildet und war schwerpunktmäßig im Rehabilitationswesen tätig. Darauf folgte ein Studium der Gesundheitswissenschaft und Gesundheitspädagogik. Aufgrund ihrer Erfahrung hat sie eine Methode entwickelt, um dem Altern gegenzuwirken und bis ins hohe Alter fit, gesund, leistungsfähig und schlank zu bleiben.
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